Wie erhalte ich mir die Erholung meines Urlaubs?

Kaum ist der Sommerurlaub vorbei, sind vielen schon wieder komplett im Stress und von der Erholung ist nicht mehr viel zu merken. Also Zeit mal ein paar Worte darüber zu verlieren, was man aus psychologischer Sicht tun kann, um deutlich länger von der Erholung zu profitieren.

Der Unterschied liegt vor allem darin, wie wir Urlaub machen. Viele Leute erholen sich im Urlaub gar nicht richtig, sondern sind oft genau so gestresst wie im Job. Und natürlich gilt: je gestresster man insgesamt ist, desto schneller ist der Erholungseffekt wieder dahin.

Viele haben in ihrem Urlaub eine lange To-do-Liste und versuchen diese gleich am Anfang abzuarbeiten. Aber genau das ist sehr kontraproduktiv für den Erholungseffekt. Studien zeigen, dass es am besten ist, erst einmal nichts bzw. nur sehr wenig zu tun. Aus meiner Erfahrung können das die meisten Menschen aber nur schlecht. Von 100 auf Null runter zu fahren wird sogar von vielen Menschen als eher unangenehm empfunden, da sie eine unangenehme Leere verspüren. Um diesen Zustand zu vermeiden, stürzen sich viele umgehend in Aktivitäten. Zum Erholungseffekt trägt das leider nur überhaupt nicht bei. Entscheidend ist sich mit Tätigkeiten zu befassen, die ganz individuell als entspannend oder erholsam empfunden werden. Lange nicht alle Menschen können benennen, welche Tätigkeiten oder Aktivitäten das für sie sind. Für die einen ist es mit Freunden ausgehen, für die anderen ein Buch lesen oder Sport und andere entspannen gerne in der Sauna. Physiologisch betrachtet findet z.B. beim Fernsehen keine wirkliche Entspannung statt. Und auch Reisen hat für viele Menschen keinen erholsamen Effekt. Manche Menschen können allerdings kaum abschalten, wenn sie sich in örtlicher Nähe zu ihrem Alltag befinden. Aber im Urlaub ist vieles neu, man muss sich an einem fremden Ort erst einmal zurechtfinden und sich auf eine neue Menschen und gegebenenfalls auch auf eine andere Sprache einstellen. Das alles stresst bzw. gleicht den Erholungseffekt wieder aus.

Desweiteren kann man sich nicht auf Vorrat erholen. Dieses zeigt eine Metastudie der Psychologin Jessica de Bloom. Egal wie lang unser Urlaub war, meistens ist der Effekt schon nach einer Woche verflogen.

Es wäre sehr viel effizienter, wenn wir es schaffen würden, zu Hause gut abzuschalten, uns immer nur auf eine Tätigkeit fokussieren und uns dabei wenig ablenken lassen und gut zu wissen, was für uns wirklich erholsam ist und was bei uns einen Zustand von Zufriedenheit auslöst. Dabei ist nicht unbedingt gesagt, dass nur ein langer Urlaub auch zu wirkliche Erholung führen kann. Studien geben leider keine klare Aussage über den Zusammenhang der Dauer des Urlaubs und den Erholungseffekt. Am besten ist es wohl, wenn wir sowohl in den Feierabend als auch in die Wochenenden Erholungselemente einbauen. Es wurde festgestellt, dass Freizeit dann am erholsamsten ist, wenn wir sie dafür nutzen, etwas Neues zu lernen. Ich vermute, das kommt daher, dass wir in einem sehr fokussierten Zustand sind und unsere Aufmerksamkeit sehr stark gebündelt ist, wenn wir versuchen, uns neues Wissen anzueignen oder eine neue Tätigkeit zu lernen.

Also achten Sie auf sich und warten Sie nicht erst auf den nächsten Urlaub, um sich zu erholen.

Quellen:

Binnewies Carmen. (2016). Current perspectives on work-life balance: Moving toward a resource-oriented framework. Journal of Psychology, 224(1), 1-2.

Hahn Verena C., Binnewies Carmen, Haun Sascha. (2012). The role of partners for employees‘ recovery during the weekend. Journal of Vocational Behavior, 80(2), 288–298.

De Bloom Jessica (2009). Do we recover from vacation? Meta-analysis of vacation effects on health and well-being.

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